Rettet die Ahr!

Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 hat uns mit seiner ungeheuren Zerstörung tief getroffen. Alle Mitglieder der Arge-Ahr e.V. sind in ihren Gedanken bei den vielen Menschen, die ihre Angehörigen verloren haben oder vor den Trümmern ihres Zuhauses stehen. Der Aufbau der vielen zerstörten Häuser und der Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Eisenbahn) ist in vollem Gange und es ist zu hoffen, dass, mit Hilfe der Tatkraft vieler Helfer und auch der vielen Fördergelder, dies in einigen Jahren vollbracht sein wird. Rettet die Ahr und das Ahrtal!

Das Ahrtal – Rettet die Ahr

Das Ahrtal mit seinen charakteristischen Brücken, der umfangreichen Vegetation in Form von Büschen und Bäumen wird es so wahrscheinlich nicht wieder geben. Der naturbelassene Flusslauf der Ahr mit seiner vielfältigen Flora und Fauna ist größtenteils zerstört. Nach vorläufigen Untersuchungen des Fischbestandes durch die SGD Nord/Koblenz zeichnet sich leider ein sehr düsteres Bild ab. Die Fischbestände sind, abhängig vom Ober-, Mittel- und Unterlauf, teilweise bis zu 90% verschwunden und auch das Aufkommen der Wasserinsekten als Nahrungsgrundlage der Fische hat sich dramatisch verschlechtert.

Die Aufräumarbeiten

Die umfangreichen Aufräumarbeiten nach der Flut haben zu einer deutlichen Verschlechterung der Flussstruktur geführt, denn mittlerweile fließt die Ahr mehr oder minder wie ein Kanal dahin. Das Wasser der Ahr hat einen Großteil der Uferbefestigungen, die aus dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert stammen, weggespült und sich an vielen Stellen neue Wege gesucht und gefunden. Man kann also sagen, dass die Natur sich das Tal wieder zurückerobert hat.

Auf fast allen Wiesen im Ober- und Mittel- und Unterlauf der Ahr, die als Überschwemmungsgebiete bei den üblichen Hochwasserständen sehr nützlich waren, wurde meterhoch Geröll angeschwemmt oder das alte Flussbett wurde wieder freigelegt. Im Zuge der Aufräumarbeiten in den Gebieten, die unbebaut waren, wurde mit dem schwersten Gerät, was man sich vorstellen kann, gearbeitet. Vieles wieder begradigt und planiert, so war neben vielen privaten Initiativen u.a. auch die Bundeswehr über Wochen mit vielen Maschinen, LKW`s und Soldaten vor Ort, hierfür möchten wir allen Beteiligten unseren ausdrücklichen Dank aussprechen.

Der positive Effekt war, dass alles Schwemmgut, was nicht in die Natur gehört, sortiert und abtransportiert wurde. Leider wurde aber vielerorts die gesamte Uferlandschaft planiert und in einen gleichförmigen Zustand versetzt. Aus dem ehemals sich sanft windenden Fluss wurde ein gleichförmiger Kanal geformt und das Flussbett wurde stark verbreitert, um die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu reduzieren, zudem wurden im Zuge dieser Baumaßnahmen auch gleich noch etliche große Bäume, die die Flut überstanden hatten, gerodet. Für alle diejenigen, die das Ahrtal seit vielen Jahren kennen, bietet sich nun ein fürchterlicher Anblick, denn die Vegetation aus Erlen und Weiden, die prägend für das Ahrtal war, ist in vielen Teilen so gut wie verschwunden.

Der sich andeutende Klimawandel hat in den letzten Jahren in Deutschland im Sommer zu langen Hitzeperioden geführt und die Ahr dann temporär stark aufgeheizt. Temperaturen von über 25 Grad Celsius waren nicht selten und insbesondere der Fischbestand an Bachforellen und Äschen hat stark darunter gelitten. Die fehlende Beschattung des Gewässers durch Bäume und Sträucher wird die Erwärmung der Ahr noch beschleunigen.

Die Fischerei

Eine Fortführung der Fischerei an der Ahr ist bis auf Weiteres so gut wie unmöglich. Einen Fischbestand wieder aufzubauen wie vor der Flut wird viele Jahre in Anspruch nehmen und verlangt enorme Investitionen in Fischbesatz, Uferneubepflanzung und vielem mehr. Dazu kommt neben der fehlenden Beschattung des Gewässers und der Gefahr einer hohen Erwärmung des Wassers im Sommer auch noch das hohe Aufkommen von Kormoranen und Fischreihern hinzu. Diese fischfressenden Vögel stellen eine große Gefahr für den Fischbestand dar, da kaum noch Unterstände zum Schutz vor ihnen vorhanden sind.

Die Maßnahmen – Rettet die Ahr

Die Arge-Ahr e.V. ist bereits in Kontakt mit div. Behörden, um die folgenden Maßnahmen schnellstmöglich umzusetzen:

– Wiederherstellung des ehemals sehr guten Fischbestandes durch öffentlich geförderte umfangreiche Besatzmaßnahmen.
Die Arge-Ahr e.V. ist bereits mit dem bisherigen Hauptlieferanten von Fischbesatz, der Fischzucht Kauth in Schönecken, in einem engen Austausch, um schon ab dem diesem Jahr die größtmögliche Menge an Besatzfischen zu bekommen.

– Rückbau und Renaturierung der Begradigungen unter Berücksichtigung von örtlichen Unterschieden
Hierzu wird es Gespräche geben mit den zuständigen Behörden

– Wiederaufforstung der Uferrandvegetation
Hierzu gab es bereits Gespräche mit der zuständigen Behörde für den Uferrandbereich (SGD Nord/Koblenz) und es liegen zur Kostenermittlung bereits Angebote vor.

Wie geht es weiter? – Rettet die Ahr

Als Arge-Ahr e.V. beschäftigen wir uns natürlich mit der Frage, wie es mit dem Fischwasser Ahr weitergehen wird. Eine der am häufigsten gestellten Fragen ist, ob und wie die jährliche Pacht zukünftig zu zahlen ist. Viele Pächter (Einzelpersonen und Vereine) haben langfristige Pachtverträge, können aber durch die massive Zerstörung die Fischerei nicht mehr ausüben. Es gibt bereits eine rege Kommunikation zwischen den Fischereigenossenschaften, den Pächtern, den Gemeinden und den Behörden (SGD Nord/Koblenz), wie eine zukünftige Pachtzahlung aussehen könnte. Neben vielen Befürwortern einer Aussetzung der Pacht für viele Jahre und dafür verstärkt einen massiven Fischbesatz zu bezahlen gibt es auch Pächter, die nur noch einen symbolischen Betrag bezahlen wollen. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat für die Ahrpächter im Stadtgebiet eine sehr großzügige Regelung erlassen. Die Arge-Ahr e.v. wird sich dafür einsetzen, dass es eine vergleichbare, den einzelnen Teilstrecken angepasste Regelung für die gesamte Ahr geben wird.